Marrakesch, Marokko!

Marrakech! Der Name allein tönt schon faszinierend…Schon lange bin ich von der arabischen Kultur sehr angetan und wollte schon immer mal in diese Welt eintauchen und die Wüste sehen. Da während unserer 7-tätigen Reise durch Marokko so viele tolle Bilder entstanden sind, habe ich mich dazu entschlossen, diesem unvergesslichen Erlebnis sogar zwei Beiträge zu widmen. Der erste handelt von einer der schönsten Städte der Welt…

Um die Reise in die farbenpächtige, lebendige Welt Marokkos anzutreten, ist Marrakech der ideale Ausgangspunkt. Schon beim ersten Betreten marrokanischen Bodens am Flughafen fühlt man sich dem Märchen von 1001 Nacht nahe. Nach nur ca. 10 bis 15 Fahrminuten befinden wir uns bereits mitten im bunten Treiben der Altstadt. Der Weg vom Flughafen führt uns zuerst durch ein Areal mit grossen Hotels und Villen, bis wir alsbald die ehrwürdige Altstadtmauer passieren und in die schmalen Gassen zwischen den alten Gemäuern einbiegen. Überall gehen Menschen, hupen Motorräder und preisen Geschäftsmänner ihre Waren an. Ab und an zieht ein Gespann mit einem Esel vorüber. Im Karren befinden sich verschiedenste Käuter, Gemüse oder frische Früchte.

Bald werden die Gassen zu schmal, um sie mit dem Auto zu passieren und wir werden auf einem Platz vor einer Moschee abgesetzt. Der Fahrer beschreibt uns den kurzen Fussweg zu unserem Riad und entlässt uns in die Strassen der Stadt. Unsere Rollkoffer holpern ca. 100 Meter über die Pflastersteine, biegen gemäss der Beschreibung eines weiteren netten Herrn zweimal nach links und zweimal nach rechts ab, bis wir vor einer unscheinbaren Tür in einer schattigen, eher menschenleeren Gasse stehen. Mit dem Türknauf in der Form der „Hand der Fatima“, die das Haus und seine Gäste vor Unheil bewahren soll, klopfen wir einige Male an die Türe. Bereits nach einigen Sekunden öffnet sich diese und ein freundlicher Junger Marrokaner heisst uns willkommen und weist uns den Weg in den Innenhof des wunderschönen Riads. In der Mitte des Hofes steht ein kleiner plätschernder Brunnen, der sich traditioneller Weise immer dort befindet. Wir werden als erstes gebeten, auf den umliegenden Sofas Platz zu nehmen, anschliessend wird uns ein erfrischender „Thé à la Mente“ eingegossen. Dies immer von weit oben über dem Glas, damit sich beim Einschenken der Zucker und die Kräuter nochmals so richtig mit dem heissen Wasser vermengen. Bereits jetzt geniessen wir die wohltuende Ruhe dieser Oase mitten in einer bunten, wuselnden, lebendigen Stadt.

Auf dem Zimmer angekommen bewundern wir die geschmackvolle und dezente Einrichtung und die bemerkenswerte Architektur dieses alten Gemäuers. Der Riad Dar Sara gehört einem marrokansichen Herrn, der neben diesem noch sechs weitere Riads in Marrakesch besitzt. Alle seine Häuser stammen aus dem 11. bis 14. Jahrhundert, wurden mit grösster Sorgfalt restauriert und zählen heute zu den schönsten und best erhaltenen in der ganzen Stadt. Hier lernt man die marrokanische Lebensweise von all ihren schönen Seiten kennen – die Architektur, die Dekoration, die Kunst, die Musik, die Gastronomie und die Gastfreundschaft!

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Nach einer kurzen Erfrischung auf dem Zimmer erkunden wir die schöne Dachterrasse des Hauses. Auch diese gehört zu einem klassischen Riad dazu und wird gerne von den Gästen für ein Sonnenbad oder entspannte Stunden bei einem Buch genutzt. Was uns bei dem Blick über die Stadt sofort auffällt, ist die einheitliche Architektur der Gebäude. Es ist uns in der ganzen Stadt kein einziges Haus in einem anderen, eher modernen Stil begegnet. Alle Häuser haben etwa die selbe Höhe, also drei oder vier Stockwerke. Einzig die Türme von den umliegenden Moscheen, vor allem der Turm der Koutouba-Moschee, der grössten in Marrakesch, überragen die Dächer der Stadt. Besonders auffällig sind auch die vielen Parabolspiegel und Antennen, welche die Dächer „zieren“. Diese scheinen hier nach wie vor in Gebrauch zu sein.

Beschwingt machen wir uns nun auf, die Stadt unsicher zu machen. Einmal nach links und zweimal nach rechts abbiegend, erreichen wir eine belebte Strasse. Hier blüht das unglaublich bunte Leben und Treiben dieser bemerkenswerten Menschen. Schnell spüren wir, dass hier, neben dem hohen Komfort in den Hotels und Riads, die Zeit irgendwie stehen geblieben ist. Und genau dieser Mix ist so faszinierend und spannend zu beobachten. Trotz relativ guter Schulbildung und recht annehmbaren Wohnqualitäten gelingt es den Menschen hier, ihre ganz eigene Welt, Kultur und Lebensweise zu bewahren. Der Tourismus und somit auch die Menschen, die in diesem Land nur zu Gast sind, werden sehr geschätzt.  Die Einwohner sind stolz auf ihre Stadt, auf ihr Handwerk und auf ihre Erzeugnisse. Jeder Handwerker, dem man sein Ohr schenkt, erzählt ausführlich und mit Freude die Entstehungsgeschichte seiner Produkte. Und die Freude und Dankbarkeit bleibt trotzdem bestehen, wenn man am Ende des Besuchs nichts kauft. Oft wird einem Tee angeboten, wie es hier zu Land gegenüber Gästen Brauch ist. Diesen kann man übrigens ohne Bedenken zu sich nehmen. An vielen Ecken brutzelt ein leckeres Gericht in einer Schmorpfanne oder in den üblichen Tajin-Gefässen über dem offenen Feuer. Es raucht und zischt und verbreitet einen unvergleichlichen Geruch. Die Gewürze des Orients steigen durch die Nase ins Gehirn und eröffnen eine unvergleichliche Vielfalt an Eindrücken. Die bunten Farben an den Türen und Wänden, die von rein natürlich hergestellten Farbpigmenten stammen, leuchten bis ins innere jeder Seele. Eine Vielfalt an Kleinod und Klimper-Geschmäus, an Geschirr, Lampen, Schuhen, Taschen und vielem mehr überschwemmt die kleinen, oft mit Wellblech- oder Plastik gedeckten Gässchen des Souks.

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Der Souk ist das recht weitläufige Viertel mit den vielen Geschäften und Ständen, wo man allerlei kaufen kann. Was man bei einem Kauf immer tun sollte, ist Handeln. Der erstgenannte Preis ist selten der Endpreis eines Gutes. Es wird häufig sogar erwartet, dass man einen tieferen Preis erwidert und sich dann irgendwo in der Mitte trifft. Auch wenn wir uns eher etwas davor scheuen, einen günstigeren Preis für ein Produkt zu fordern, da es nicht unserer Kultur entspricht, ist es hier normal und wird keineswegs als beleidigend empfungen. Auch wenn manchmal einwenig so getan wird… 😉 An vielen Plätzen im und um den Souk befinden sich kleine Kaffees, die meist zauberhafte Dachterrassen besitzen. Die schönsten davon haben wir in der Nähe des „Place des épices“ gefunden. Ein wunderbarer kleiner Platz mit einem Handwerkermarkt in der Mitte, wo es etwas ruhiger ist, als in den schmalen Gassen. Am Nachmittag, wenn das Treiben und der Handel ihren Höhepunkt erreichen, muss man sich vor den Motorrädern in Acht nehmen, die laut hupend durch die schmalen Gässchen brausen. Der Place des épices ist da eine willkommene kleine Oase. Eines der Schönsten Kaffees/Restaurants gleich um die Ecke ist das „Nomad„.

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Nach dem Durchqueren der Läden des Souks erreichen wir den „Place Djemma el Fna“. Hier herrscht vor allem am Abend bei Anbrechen der Dunkelheit ein reges und buntes Treiben. In der Mitte des Platzes werden täglich gegen 18 Uhr Stände errichtet, an denen marrokanisches Essen angeboten wird. An jeder Ecke brutzelt’s und raucht’s und die Dämpfe und Gerüche hüllen den Platz in einen appetitanregenden Nebel. Weiter vorne auf dem Platz bieten Schlangenbeschwörer, Tänzer und Schausteller ihre Kunst zum bewundern an. Von den umliegenden Kaffees und Restaurants aus lässt sich das Geschehen auf dem Platz am besten beobachten.

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Wenn man, wie wir, seinen Heimweg nach dem Genuss der marokkanischen Köstlichkeiten zurück durch den Souk antreten muss, sollte man dies vor 10 Uhr nachts tun. Denn danach schliessen die Geschäfte und der Putztrupp macht nach getaner Arbeit sogar die Tore zu den Gassen im Souk zu. Wenn man dies nicht weiss, kann es einem passieren, dass man plötzlich vor einer verschlossenen Türe steht, wo sich kurz zuvor noch die Menschenmengen aneinander vorbei drückten. So ist es uns ergangen… Sehr gespenstisch wirken die leeren Gassen… Die Waren der Geschäfte werden abends jeweils komplett abgeräumt und im Innern versorgt, bis die Roll-Läden und Türen geschlossen sind. Man hat keine Chance mehr, sich anhand der Geschäfte zu orientieren. Dies hatte zur Folge, dass wir uns etwas verirrten… Zudem die geschlossenen Strassentore… Als letzte Rettung fand uns ein Mitarbeiter des Strassenreinigungstrupps und zeigte uns freundlicherweise den Ausgang aus den verwinkelten Strassen des Souks. Beinahe wären wir verloren gewesen – Lost in the Souk!!!

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Neben dem Einkaufserlebnis auf dem Souk bietet die Stadt aber auch einige kulturelle Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel den „Palais La Bahia“, den „Palais El Badi“ oder den „Jardin Majorelle“, der sich leicht ausserhalb der Stadtmauern in einem etwas neueren Viertel befindet. Die wunderbare Gartenanlage ging 1980 in den Besitz des Designers Yves Saint Laurent über, der im Alter von Mitte 20 nach Marrakesch kam und bis zu seinem Tod hier lebte. Ebenfalls unweit von hier befindet sich das Zentrum des Stadtviertels „Gueliz“, wo sich die Stores der Luxus-Brands wie Chanel, Louis Vuiton, Gucci und Co. befinden.

Sehr empfehlenswert ist die Besichtigung der „Médersa Ben Youssef“, die sich wiederum in der Medina (Altstadt) befindet. Die wunderschöne Anlage diente früher als Behausung für Studenten und raubt einem beim Betreten fast den Atem. In den 20-er Jahren wurde dieses Gebäude von Ben Youssef von Grund auf restauriert und besitzt heute einige der schönsten architektonischen Kunstwerke des Landes. Eine Vielfalt von Details und Kunsthandwerk beeindruckt den Besucher tief. Die vielen kleinen Zimmer, die wie Zellen eines Klosters wirken, sind alle unterschiedlich und weisen viele kleine künstlerische Merkmale auf, die man alle gar nicht während der kurzen Besichtigung erfassen kann.

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Die ersten drei Tage unseres Aufenthaltes in Marokko vergingen also wie im Flug und hinterliessen bereits einen unvergesslichen Eindruck dieses schönen Landes. Danach verliessen wir die Stadt für drei Tage und starteten unsere Erkundungstour druch das Umland, die Sahara als Ziel vor Augen. Den Bericht dieser drei Tagen, zusammen mit den wunderschönen Bildern, erhaltet ihr jedoch erst in meinem nächsten Beitrag. Nach diesen drei spannenden Tagen sind wir jedoch nochmals nach Marrakesch zurück gekehrt.

Die Rückkehr in die Stadt, nachdem wir das Land und die Leute von Marokko noch besser kennengelernt haben, ist unbeschreiblich. Plötzlich verstehen wir Eigenheiten, die uns zuvor merkwürdig erschienen, da wir nun die Geschichten dahinter kennen. Wir fühlen uns noch mehr verbunden mit dieser faszinierenden Kultur als vorher. Uns beschleicht fast schon das Gefühl einer Heimkehr…

Diesmal kehren wir jedoch in einen anderen Riad „Heim“. Auch dieser gehört zu den „Marrakech Riads“ und befindet sich nur unweit vom Riad Dar Sara entfernt. Er besteht aus zwei nebeneinander liegenden Häusern und nennt sich Riad Dar Barraka & Karam. Auch hier erwartet uns ein wunderschönes Gebäude aus lange vergangener Zeit mit geschmackvoller Einrichtung und unvergesslichen kleinen Details wie die doppelte Eingangstür zu unserem schönen Zimmer. Sie besteht aus einer kleinen Vortür mit dem klassischen Rundbogen, durch die man nur geduckt ins Zimmer hinein gelangt. Die Hauptflügel der Tür lassen sich selbstverständlich auch öffnen, sodass man auch aufrechten Ganges über die Schwelle treten kann. Nach unserem langen Trip durch die Wüste geniessen wir die Ruhe des Riads und lassen es uns am Abend in einem wunderschönen Restaurant, dem Dar Zellij, gut gehen. Die begleitenden klassischen Berber-Guitarrenklänge lassen uns in Gedanken nochmals etwas in der magischen Welt der Sahara schwelgen…

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Es ist wahrscheinlich verständlich, dass man nach einigen Tagen mit Tajin und Couscous und den klassichen „35 Spices“ wieder einmal Lust hat auf eine andere Küche hat. Daher ist es gut zu wissen, dass es in vielen Restaurants und Kaffees auch eine Menukarte mit europäischen Gerichten gibt. Eines unserer Lieblinge ist die „Terrace des Epices„. Dieses wunderschöne Dachterrassen-Lokal gehört einem Franzosen, der es geschafft hat, den europäischen Service-Standard auch in Marokko einzuführen.

In den Restaurants von Marrakech spührt man deutlich den Esprit und auch die Kunstverbundenheit Marokkos. Auf vielen Ablageflächen und auf Empfangstheken befinden sich Flyer und Büchlein zu Events und Veranstaltungen. Der Stil ist sehr modern, aber trotzdem durch und durch mit marokkanischen Elementen durchsetzt. Ein wunderbarer Mix von Moderne und Tradition, mit grosser Kreativität und sehr energievoller Umsetzung. Auch das hat uns sehr beeindruckt.

Nicht zuletzt besitzt Marrakech auch eine kleine Kommune an Designern, die ebenfalls moderne Elemente mit traditionellen Schnitten zusammenfliessen lassen. Dabei entstehen ungewöhnliche und trotzdem absolut tragbare Kreationen, die auch hierzulande grossen Anklang finden würden. Gerne nenne ich euch zwei Labels, die mir speziell aufgefallen sind:

SarahMAJ und Topolina

SarahMAJ

Ein toller und sogar kostenloser Reiseführer für Shopping und Restaurants, den es auch online gibt, ist „MARRAKECH Pocket„. Hier findet man Tipps zu allem, was der Seele gut tut!

Also als Fazit dieses Erlebnisses lässt sich nur sagen: nehmt euch unbedingt mindestens einmal in eurem Leben die Zeit, diese Stadt und wenn möglich, auch das Land, zu bereisen! Es ist wirklich jede Minute und jeden Dirham wert!!!

Bitte schaut euch doch die Slide-Show im Grossformat an, indem ihr auf das Bild klickt, damit die Fotos noch besser auf euch wirken können. Viel Spass!

Zusätzlich möchte ich noch ein einfach wunderbares Video mit Impressionen zu Marrakech von Jacco Kliesch ans Herz legen – genau so, wie ich es auch kennen und lieben gelernt habe! Vielen Dank Jacco! HIER geht’s zum Video…

Herzlichst,
Eure Coco

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