Beziehungen – man lernt niemals aus!

Wie schnell doch die Zeit verrinnt. Viele Dinge um einen herum ändern sich. Doch auch wir sind ständig dabei, uns weiter zu entwickeln. Ist es nicht spannend, die Zeit seit der Jugend mal revue passieren zu lassen und sich vor Augen zu führen, wie sehr man sich durch die gemachten Erfahrungen verändert hat? Sichtweisen wechseln, Charakterzüge prägen sich aus und unsere kleinen Marotten kriechen zu Tage.

All diese Prägungen kommen vorallem im intensiven Austausch mit anderen Menschen zum Vorschein. Und welche Beziehung könnte intensiver sein, als eine Liebesbeziehung? Nach einer unbeschwerten und etwas verklärten Jugend, einer romantischen Hochzeit und einer um so tragischeren Scheidung wie ich sie erlebt habe, scheint die Frage naheliegend: Welche Wesenszüge und kleinen Vorlieben haben sich bei mir herauskristallisiert? Und wie gehe ich in meiner neuen Beziehung damit um?

Nie habe ich so viel gelernt, wie in der Auseinandersetzung mit meinem neuen Partner. Und diese möchte ich auf keinen Fall missen. Ich habe regelrecht festgestellt, dass ich den intensiven Austausch mit mir selbst vermisst habe. In meiner Ehe verlief vordergründig immer alles reibungslos. Ich verfiel in eine Art „Vertrauens-Schlaf“ und vernachlässigte es, öfters mal das eine oder andere zu hinterfragen. Ich liess einfach alles geschehen. Doch dann fiel mein Kartenhaus jäh zusammen. Es war gar nicht alles so „Friede, Freude, Eierkuchen“ wie ich es dachte… Auch wenn ich nicht direkt etwas falsch gemacht hatte, kam ich nicht umhin, mir einzugestehen, dass ich scheiterte.

Trotzdem möchte ich weiter das Vertrauen in die Liebe aufbringen und mich den Herausforderungen einer neuen Beziehung stellen. Doch das mit dem Vertrauen hat sich als schwieriger herausgestellt, als ich zu Anfang dachte. Die durchlebten Enttäuschungen haben mich mehr geprägt, als ich es vermutet hatte. Auch bei mir haben sich Veränderungen in meinem Verhalten eingeschlichen. Nachdem ich mir nach der Trennung wieder ein eigenes Leben aufgebaut hatte, fiel es mir  nicht so leicht, mein Leben wieder ein Stück weit in andere Hände zu legen. Ich hatte einen kleinen Kontrollzwang entwickelt. Ich wollte immer lieber alles selber machen, damit es auch sicher in meinem Sinne klappt. Erst die intensive Auseinandersetzung mit mir selbst, indem mir von meinem neuen Partner ein Spiegel vorgehalten wurde, brachte mich dazu, das Erlebte wirklich zu verarbeiten. Nur so konnte ich meine Lehren aus dem Vergangenen ziehen und mich meinem Zwang stellen. Es war schwieriger als ich dachte, einfach wieder darauf zu vertrauen, dass auch jemand anders es gut machen würde, wenn auch vielleicht auf eine andere Art. Aber wenn ich wollte, dass es wieder mit einem neuen Partner klappt, musste ich diesen Zwang hinter mir lassen und aus meinem Schneckenhaus kriechen.

Und das tat ich dann auch. Es kostete mich zwar einige Streitgespräche, viele konstruktive Diskussionen und einiges an Überwindung, aber ich bin mir wieder mehr meiner Selbst bewusst und freue mich darauf, auch in Zukunft weiter an mir zu arbeiten und meine Lehren aus den Beziehungen zu anderen Menschen zu ziehen.

Herzlichst,

Eure Coco

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